Spurensuche digital... oder wie die Information zur Lüge wurde

Veex e.V.

Was ist falsch an meinen Wurzeln?

15.11.2024 48 min

Zusammenfassung & Show Notes

"Was ist falsch an meinen Wurzeln?"  

Andrea von Veex e. V. hatte Edgar und Anna zu Gast 

In dieser bewegenden Podcast-Episode treffen zwei völlig unterschiedliche Perspektiven aufeinander: Ein 9-jähriger Junge mit russischen Wurzeln, der in Deutschland aufwächst, und eine 40-jährige Lehrerin, die mit Anfang 20 aus Russland hierhergekommen ist. Gemeinsam sprechen sie über das „Wir“ in der Gesellschaft, das Gefühl der Zugehörigkeit und die Herausforderungen, die es mit sich bringt, wenn man sich aufgrund seiner Herkunft fremd oder ausgeschlossen fühlt. 

Wie erleben sie Diskriminierung? Welche Fragen stellen sie sich? Der Junge ist unbedarf und erlebt ein gutes Miteinander in seiner Klasse, während die Lehrerin ihre Erfahrungen teilt und erzählt, wie es ist, zwischen zwei Kulturen zu leben und was es heißt aufgrund der Herkunft diskriminiert zu werden. Diese Episode lädt dazu ein, unsere Gesellschaft durch die Augen zweier Generationen zu sehen, die auf der Suche nach einem Platz sind, wo sie nicht nur akzeptiert, sondern willkommen geheißen werden und wo Freundschaft nicht eine Frage der momentanen Lebenssituation ist. 

Eine herzliche und ehrliche Begegnung, die uns daran erinnert, dass jede Geschichte wertvoll ist und dass Vielfalt unser "Wir" in der Gesellschaft stärkt. 

Ein Titel, der zum Nachdenken über Vorurteile und die Gründe für Diskriminierung anregt, indem er den Schmerz der Ausgegrenzten spürbar macht. 

Wenn jemand aufgrund seiner russischen Herkunft gemobbt oder diskriminiert wird, weil Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, nennt man dies Feindseligkeit oder antirussische Diskriminierung. Es handelt sich dabei um eine Form von Ethnischer Diskriminierung oder Fremdenfeindlichkeit, da eine Person aufgrund ihrer nationalen oder ethnischen Zugehörigkeit für politische Handlungen ihres Herkunftslandes verantwortlich gemacht und deshalb benachteiligt oder schlecht behandelt wird. Diese Form der Diskriminierung ist oft auf Vorurteile, Stereotype oder auf die aktuelle politische Situation zurückzuführen. Sie richtet sich nicht gegen konkrete Handlungen der betroffenen Person, sondern pauschal gegen ihre nationale Herkunft, was sie zu einem klaren Fall von Diskriminierung macht. 

Im Kontext von Konflikten oder Kriegen kann diese Art von Feindseligkeit auch als Kriegsbedingter Rassismus bezeichnet werden, da Menschen aufgrund der politischen und militärischen Handlungen eines Staates stigmatisiert und ausgegrenzt werden. In diesem Podcast geht es um Menschlichkeit und weniger um politische Hintergründe.  

Was bedeutet Diskriminierung? Es ist die ungerechte oder ungleiche Behandlung von Personen oder Gruppen aufgrund bestimmter Merkmale wie Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Religion, Alter, Behinderung, sexuelle Orientierung oder sozialer Status. Diese Behandlung führt oft zu Benachteiligungen und Ungleichheiten, die die betroffenen Personen in ihrem sozialen, beruflichen oder persönlichen Leben beeinträchtigen. 

Diskriminierung kann bewusst oder unbewusst geschehen und hat oft tiefgreifende Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und die Chancen der Betroffenen. Sie ist ein wichtiges gesellschaftliches Thema, weil sie nicht nur einzelne Personen betrifft, sondern oft auf gesellschaftliche Vorurteile und Machtstrukturen hinweist.  

Anti-Russismus ist ein Begriff, der Diskriminierung, Vorurteile oder Feindseligkeiten gegenüber russischen Menschen oder Personen mit russischer Herkunft beschreibt. Es handelt sich dabei um eine spezifische Form von ethnischer Diskriminierung oder Fremdenfeindlichkeit, bei der Menschen aufgrund ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen Verbindung zu Russland benachteiligt, ausgegrenzt oder feindselig behandelt werden. 

Typische Merkmale von Anti-Russismus 

  • Vorurteile und Stereotype: Menschen russischer Herkunft werden mit bestimmten negativen Eigenschaften in Verbindung gebracht, wie etwa "gefährlich", "feindlich" oder "manipulativ". Solche Vorurteile können dazu führen, dass Einzelpersonen aufgrund ihrer Nationalität verurteilt werden, ohne Rücksicht auf ihre persönlichen Überzeugungen oder Handlungen. 
  • Diskriminierung im Alltag: Anti-Russismus kann sich in alltäglichen Situationen zeigen, etwa durch Ablehnung, Abweisung oder Diskriminierung am Arbeitsplatz, in der Schule oder in sozialen Gruppen. 
  • Politische Instrumentalisierung: In Krisenzeiten, insbesondere während politischer Konflikte (wie aktuell im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine), kann sich die Feindseligkeit gegenüber russischen Menschen verschärfen. Menschen russischer Herkunft werden pauschal für die Handlungen der russischen Regierung verantwortlich gemacht, auch wenn sie diese nicht unterstützen. 
  • Hassverbrechen und verbale Angriffe: Anti-Russismus kann auch in Form von Hassverbrechen, Vandalismus oder verbalen Angriffen auftreten, wie etwa Beleidigungen oder Belästigungen gegenüber russischen Personen oder Einrichtungen. 
Anti-Russismus im Vergleich zu anderen Formen von Diskriminierung 

Ähnlich wie Antisemitismus oder Antiziganismus ist Anti-Russismus eine spezifische Form der Diskriminierung, die sich gegen eine bestimmte ethnische oder nationale Gruppe richtet. Im Gegensatz zu allgemeiner Diskriminierung, die viele Gruppen betreffen kann, ist Anti-Russismus auf Menschen russischer Herkunft oder diejenigen, die als russisch wahrgenommen werden, beschränkt. 

Beispiele für Anti-Russismus 

  1. Ausschluss von sozialen Aktivitäten: Eine russische Schülerin wird aus Aktivitäten ausgegrenzt, weil andere Kinder oder deren Eltern negative Meinungen über Russland haben. 
  2. Vorwürfe und Generalisierungen: Menschen russischer Herkunft werden beschuldigt, "die Politik ihres Landes zu unterstützen", auch wenn sie selbst die Handlungen der Regierung ablehnen. 
  3. Berufliche Diskriminierung: Russische Mitarbeitende erleben Ablehnung oder Misstrauen am Arbeitsplatz aufgrund ihrer Nationalität. 
Zusammenfassung 

Anti-Russismus beschreibt also die feindselige Haltung und Diskriminierung gegenüber Menschen mit russischem Hintergrund, oft verstärkt durch politische Spannungen und Krisen. Wie jede Form von Diskriminierung kann auch Anti-Russismus tiefe soziale Spaltungen schaffen und das Leben der betroffenen Menschen stark beeinträchtigen. 

Studien zeigen, dass solche Einstellungen oft auf Unsicherheiten, Ängsten oder sozialem Druck basieren und dass sie durch gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme verstärkt werden können. 

Lesenswertes u. a.: 

  • Die deutsche Demokratie: Geschichte, Gegenwart, Herausforderungen“ von Christoph Möllers. 
  • „Vielfalt leben: Warum es normal ist, verschieden zu sein“ von Emilia Roig. 
Webseiten: 

  • Bundeszentrale für politische Bildung (bpb.de) – Informationen zu Demokratie und politischen Systemen. 
  • Deutscher Bildungsserver (bildungsserver.de) – Bildungsressourcen zu Demokratie und Vielfalt. 
Besucht lokale Organisationen und Initiativen, die sich für Demokratie und Vielfalt einsetzen z.B. Jugendparlamente, Anti-Rassismus-Initiativen. Engagiert euch und macht euch schlau mit FAKTENWISSEN. Nutzt unterschiedliche Quellen und nicht ausschließlich eine. 

 

Quellen u. a.: 

Theoretische Grundlagen zu Diskriminierung und Vorurteilen 

  • Heitmeyer, W. (Hrsg.) (2002–2011). "Deutsche Zustände" (10 Bände). Suhrkamp Verlag. 
Diese Buchreihe dokumentiert umfassend die Ergebnisse des Bielefelder Forschungsprojekts "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" und analysiert Diskriminierung und Vorurteile in Deutschland, einschließlich Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Islamophobie. 

  • Gomolla, M., & Radtke, F.-O. (2009). "Institutionelle Diskriminierung: Die Herstellung ethnischer Differenz in der Schule." VS Verlag für Sozialwissenschaften. 
Dieses Buch befasst sich mit institutioneller Diskriminierung, insbesondere im deutschen Bildungssystem, und zeigt auf, wie ethnische Minderheiten strukturell benachteiligt werden. 

  • Butterwegge, C. (2014). "Klassismus: Eine Einführung." Transcript Verlag. 
Butterwegge beschreibt in diesem Buch Klassismus als eine Form der Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft und des sozioökonomischen Status. Es bietet einen Überblick über Theorie und Praxis des Klassismus in Deutschland. 

Empirische Studien zu Diskriminierung in Deutschland 

  • Leibold, J., & Kühnel, S. (2006). "Islamophobie – Erscheinungsformen, Ursachen, Folgen." VS Verlag für Sozialwissenschaften. 
Diese empirische Studie untersucht die Diskriminierung muslimischer Menschen in Deutschland und analysiert die Ursachen und gesellschaftlichen Folgen von Islamophobie. 

  • Antidiskriminierungsstelle des Bundes (2013). "Diskriminierung in Deutschland – Grundlagen und Forschungsergebnisse." Antidiskriminierungsstelle des Bundes. 
Dieser Bericht der Antidiskriminierungsstelle gibt einen umfassenden Überblick über Diskriminierungserfahrungen in Deutschland und untersucht verschiedene Diskriminierungsformen wie Rassismus, Geschlechterdiskriminierung und Diskriminierung aufgrund von Behinderung. 

  • Scherr, A. (2014). "Diskriminierung und Ungleichheiten: Ein Überblick über die neuere soziologische und erziehungswissenschaftliche Forschung." Beltz Juventa. 
Andreas Scherr bietet eine umfassende Analyse von Diskriminierung und Ungleichheit aus soziologischer und erziehungswissenschaftlicher Sicht und diskutiert aktuelle Forschungsergebnisse. 

3. Spezifische Formen von Diskriminierung 

  • Pohl, J., & Müller, S. (Hrsg.) (2007). "Antisemitismus in der Schule: Bestandsaufnahmen, Analysen und Handlungsmöglichkeiten." Verlag Julius Klinkhardt. 
Dieses Werk behandelt das Thema Antisemitismus im schulischen Kontext und bietet Einblicke in die Verbreitung und Prävention von antisemitischen Vorurteilen und Diskriminierung in deutschen Schulen. 

  • Zick, A., & Küpper, B. (2012). "Vorurteile: Ursprünge, Formen, Auswirkungen." Wochenschau Verlag. 
Das Buch untersucht die Ursprünge und Wirkungen von Vorurteilen und Diskriminierung und geht dabei auf verschiedene Gruppen ein, die in Deutschland von Diskriminierung betroffen sind. 

  • Melter, C., & Mecheril, P. (Hrsg.) (2011). "Rassismuskritik: Ein notwendiges und mögliches Unterfangen." Verlag Barbara Budrich. 
Dieser Sammelband bietet theoretische und empirische Beiträge zur Rassismuskritik und zeigt Wege auf, wie Diskriminierung und rassistische Strukturen überwunden werden können. 

4. Studien zu Intersektionalität und Mehrfachdiskriminierung 

  • Walgenbach, K. (2012). "Intersektionalität: Eine Einführung." Springer VS. 
Dieses Buch führt in das Konzept der Intersektionalität ein, das beschreibt, wie verschiedene Diskriminierungsformen – wie Geschlecht, Ethnie und soziale Herkunft – sich überschneiden und verstärken. 

  • Knapp, G.-A. (2005). "Soziale Ungleichheit und Intersektionalität: Herausforderungen für die Ungleichheitsforschung." Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, 31(3), 547–562. 
Knapp diskutiert, wie soziale Ungleichheiten und Diskriminierung auf verschiedenen Ebenen zusammenspielen und die Lebensrealitäten von Menschen prägen. 

Diese Podcastreihe zum Thema „Wir in der Gesellschaft“ wird gefördert durch das LWL:
https://www2.lwl.org/de/LWL/portal/